Geschichte & Urlaub
Das Wikingermuseum in Haithabu
„Haithabu ist eine sehr große Stadt am äußersten Ende des Weltmeeres“
Ibrahim ibn Ahmed At-Tartuschi (ca. 965 n.Chr.)
Die Hochzeit der Wikinger vom Beginn des 9. Jahrhunderts bis Mitte des 11. Jahrhunderts war nicht nur eine Zeit der kriegerischen Eroberungen, sondern auch eine Epoche des Handels und der diplomatischen Beziehungen.
Nach der ersten historischen Erwähnung der wilden Nordmänner im Jahre 793, als plündernde Krieger das Kloster St. Cuthbert auf der englischen Insel Lindisfarne überfielen und der Belagerung von Paris im Jahre 845 waren die Langschiffe der Nordmänner ein konstanter Schrecken für die Menschen an Küste und größeren Flüssen.
Ein „Wikinger“ ist übrigens kein Angehöriger eines Volkes oder einer ethnischen Gruppe, sondern ein Seefahrer, welcher auf „Viking“ fuhr, eine Art Raub- oder Beutefahrt. Die Franken nannten die „wikingernden“ Skandinavier auch „Normannen“. Egal wie blutrünstig und furchtlos diese nordischen Krieger auch dargestellt wurden, so waren sie keineswegs die alles mordenden Barbaren und Piraten, sondern auch begnadete Händler und unerschrockene Entdecker.
Die Russ befuhren einen ganzen Kontinent von der baltischen See bis weit nach Asien hinein und ein riesiges Land wurde nach ihnen benannt. Rollo, vermutlich ein Dänischer Jarl wurde nach der Belagerung Paris der erste Herzog der Normandie und skandinavische Krieger dienten als Söldner im Heer des Sultans von Istanbul. Belegt ist dies durch ein Graffito in der Hagia Sophia.
Als Entdecker machten sich die wilden Seefahrer einen Namen, als sie Island, Grönland und Vinland entdeckten, welches heute als Neufundland bekannt ist. Damit entdeckten Erik der Rote und seine Männer Amerika gut 400 Jahre vor Christopher Kolumbus.
Diese Raubfahrten, Entdeckungen und Fernhandelsbeziehungen verdankten die Wikinger in erster Linie den Fertigkeiten ihrer Schiffbauer. So fertigten die Werften nicht nur die gefürchteten, flachkieligen Langboote, sondern auch „Knorr“ genannten Lastschiffe, welche ebenfalls hochseetauglich waren und mit denen man auch den Atlantik befahren konnte.
Die Boote waren mit erfahrenen Seeleuten bemannt, welche auch schnell Ruder und Riemen gegen Axt und Schwert eintauschen konnten, wenn die Boote auf den Strand fuhren.
Die Nordmänner waren bei Weitem nicht die blindlings mordenden und plündernden Berserker, sondern eher nüchtern kalkulierende, wenn auch brutale Gewalttäter, die ihre Ziele fest im Blick hatten. So brannten sie nicht bis zur vollkommenen Zerstörung nieder, sondern waren ebenso wie die Händler auf die Handelsplätze angewiesen.
Sie gründeten überall, wo sie sich nieder ließen auch Handelsposten und einer davon befand sich nahe des heutigen Schleswig an der Schlei.
Heute können wir an diesem Ort einen Einblick in die Lebensweise einer der größten Handelsmetropolen der Wikinger erlangen. Die geographische Lage Haithabus am Isthmus zwischen Nord- und Ostsee bedeutete für die Händler einen schnellen Warentransport zwischen den Meeren. Von der Ostsee aus konnten die Schiffe die Schlei hinauf segeln und anschließend wurden die Güter auf Ochsenkarren an die Nordseeküste transportiert. Heute erfüllt der Nord-Ostsee-Kanal diese Aufgabe. Außerdem lag Haithabu an einem der wichtigsten Fernhandelswege von Dänemark bis hinunter an die Alpen.
Die wissenschaftliche Erforschung Haithabus begann 1897, als ein dänischer Archäologe am Haddebyer Noor bei Schleswig mit Ausgrabungen begann. Seither forschten und entdeckten hier zahlreiche Historiker und Archäologen in über 35 Grabungskampagnen immer wieder Neues. In Kooperation mit Naturwissenschaftlern und Experimental-Archäologen wurde die Lebensweise an diesem wichtigen Handelsplatz rekonstruiert.
Auch kirchliche Quellen kannten den Wikort Haithabu schon seit dem 9. Jahrhundert, als Ansgar seine ersten Missionierungsversuche im Norden startete, welche letztendlich unter Harald Blauzahn, dem dänischen König 965 von Erfolg gekrönt waren, als dieser sich unter dem Druck des Frankenkönigs Karl des Großen taufen ließ.
Es wird angenommen, dass in der Blütezeit annähernd 1000 Menschen in der Siedlung lebten, während unzählige Menschen durchreisten.
Das Museum präsentiert uns heute in einer modernen archäologischen Ausstellung Funde aus dem Leben von vor 1000 Jahren. Es werden Schmuck, Waffen, Runensteine oder Grabbeilagen ausgestellt, eine Teilrekonstruktion eines Langschiffes und eine sehr interessante Ausstellung zum Thema Geldfälschung.
Wenn man dann an dem Museum vorbei zur Schlei geht, kommt man nach etwa einem Kilometer zu den Rekonstruktionen der Wikinger-Häuser. Die Häuser wurden nach Baufunden und historischen Plänen originalgetreu nachgebaut.
Wir finden innerhalb des Schutzwalles die Häuser des Tuchhändlers und des Kammmachers, die große Halle, die Häuser des Schuhmachers und des Schreiners, sowie die Herberge.
Auf der großen Wiese in den Häusern und auf der großen Wiese zwischen Dorf und Anlegesteg finden regelmäßig verschiedene Veranstaltungen statt..
Während meines Besuches gab es eine sehr interessante Vorführung in der Waffenkunst der Wikinger. So wurde der Kampf mit Langspeer, sowie Schild und Schwert gezeigt. An anderen Tagen zeigen die Handwerker ihr Können. Am besten informiert ihr euch auf der Webseite des Museums über bevorstehende Veranstaltungen.
Nach dem Besuch des Museum könnt ihr auch an Odins Tafel laben, ohne von den Walküren nach Walhalla gebracht worden zu sein. Ihr müsst lediglich über die Straße gehen – dort findet ihr “Odins” Gasthof mit dem angegliederten Hofladen. Dort könnt ihr sehr gut essen, oder euch mit allerlei Leckereien eindecken.
Weitere Highlights des Wikingerlebens findet ihr auf der Museums Insel Schloss Gottorf in Schleswig, wo unter anderem das sogenannte Nydammboot ausgestellt ist
Hier geht es zur Seite des Schloss Gottorf
Ein besonderes Erlebnis sind die Wikingertage in Haithabu – ein Spektakel, welches man unbedingt erlebt haben muss….
Hier geht es zur Homepage der Wikingertage
Ich hoffe ich konnte euch jetzt für einen Urlaub im Norden und einem Besuch des Wikinger Museums begeistert – also los, macht euch #rausausdemhaus