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Römischer Weihestein mit der Darstellung der Matronen. Auf dem Stein liegen Opfergaben.
Wandern und Ausflüge

Ein Gruß aus dem Nebel der Geschichte

Der „Heidentempel“ in Pesch. Ein Ausflug zu heiligen Bäumen und Frauen

 

Römischer Weihestein mit der Darstellung der Matronen. Auf dem Stein liegen Opfergaben. wie Äpfel und Münzen.
Auf dem Motivstein liegen wieder Opfergaben.

Es ist ein nasskalter Morgen im October des Jahres 833 nach Gründung Roms. Der römische Tribun  Marcus Tiberius Cornelius steigt müde von seinem Pferd. Die dunklen Wälder liegen hinter ihm, der Nebel hat seinen Umhang durchnässt und ist in seine Knochen gekrochen.

Seine Pioniere bereiten den Bau der Wasserleitung nach Colonia Agrippinensium vor und arbeiten sich durch das Stammesgebiet der Vacalli in den Wäldern westlich der Stadt.
Dieser Stamm hatte sich zwar dem großen Caesar unterworfen. Dennoch stellt sich Adda, ihre Anführerin wieder einmal gegen seine Legionäre.

„Was ist jetzt schon wieder, Adda? Warum muss ich schon wieder in diese ungastlichen Wälder reiten?“ fragt er die wettergegerbte Frau mit den geflochtenen Haaren, welche mit hochgerecktem Kinn vor ihm steht.

„Deine Männer wollen unseren Tempel entehren, den Tempel in dem wir unserem Waldgott huldigen, den euer Imperator Jupiter nennt!“ antwortet Adda mit fester Stimme „Das werden wir nicht zulassen!“

„Komm Adda, finden wir eine Lösung, bevor mein Kopf auseinanderplatzt, oder ich mich entschließe 1000 Legionäre durch diese Wälder marschieren zu lassen um den Grund für meine Kopfschmerzen zu beseitigen … “

 

Heute stehe ich in den Überresten dieses Tempels und frage mich, wie aus dem keltischen Baumheiligtum ein römischer Jupiter Tempel wurde.

Nach einer Wanderung durch das Wespelbachtal und einem kurzen Anstieg vom Wanderparkplatz Thelenloch hinauf zum Heiligtum stehe ich vor den ersten Weihesteinen und wundere mich, wie viele Opfergaben auf den Steinen liegen. Ich frage mich, wie aus einem keltischen Heiligtum ein römischer Tempel wurde.

 

Einst ein Heiligtum, heute ein beinahe vergessener Ort im Wald.

Wenn man von Bad Münstereifel nach Zingsheim fährt, kann man das unscheinbare Schild, welches auf den Tempelbezirk hindeutet, schnell übersehen, einst war es ein bedeutendes Heiligtum in dieser Gegend, heute kennt kaum jemand diesen Ort.

 

Google Maps Kartenausschnitt von Pesch
Google Maps Kartenausschnitt mit der Lage von Pesch

Historiker vermuten, dass sich hier auf dem Addig genannten Hügel ein Baumheiligtum befunden hat welches von unseren keltischen Vorfahren verehrt wurde. Als diese sich den römischen Legionen unterwarfen, brachten diese ihre Gottheiten mit.

Von den Kelten zu den Römern

Auch im Tempelbezirk in Pesch. Hier wurde um das Heiligtum ein Tempel gebaut, welcher den Matronen der Vacallinehae  geweiht wurde. Diese Matronen waren wahrscheinlich die Schutzpatroninnen der Vacalli, eines hier ansässigen eburonischen Stammes.

Jetzt mag sich der ein oder andere fragen, wie man von einem Baumheiligtum zu heiligen Frauen kommen mag. Dies erklären sich Historiker durch den Umstand, dass in dem keltischen Glauben die Muttergöttin als Dreifaltigkeit dargestellt wurde. Die Göttin hatte drei Gesichter: die Tochter, die Mutter, die Großmutter. Die Mondgöttin wurde mit drei Symbolen dargestellt: aufgehender Mond, Vollmond, abnehmender Mond. Der Lauf des Lebens beinhaltet Geburt, Leben und Tod.

Daher sind die Schutzmatronen ebenfalls drei Frauen und Religionswissenschaftler vermuten, dass die heilige Dreifaltigkeit des christlichen Glaubens ebenfalls auf diese Symbolik zurückzuführen ist.

Diese Muttergottheiten waren von Oberitalien bis Nieder-Germanien verbreitet und alleine in unserer Gegend sind ca. 130 Votivsteine oder Abbilder erhalten.

 

Der römische Tempel

Die Römer bauten neben dem Tempelgebäude (Cella) auch noch einen Kulthof und einen sechseckigen Tempel, welcher Jupiter geweiht war. Die gesamte Tempelanlage lag an einer der wichtigsten römischen Straßen in der Eifel, der Agrippinastraße, welche von den Eifelquellen bei Nettersheim nach Köln führte. Die Straße folgte weitestgehend der Wasserleitung, nach Köln. Der „Römerkanal“ war seinerzeit das längste Wasserversorgungssystem nördlich der Alpen und galt damals schon als Mamutprojekt.

Vermutlich erhielt sich hierdurch auch die Tempelanlage, da das ursprüngliche Baumheiligtum direkt oberhalb der Wasserleitung und eines Brunnenhauses liegt.

 

Die Wiederentdeckung

Zwischen 1913 und 1918 grub der Archäologe Hans Lehner aus Bonn die Tempelanlage aus und entriss sie so den Schatten der Geschichte. Immer waren Waldarbeiter auf Steinreste gestoßen und Lehner hatte nach einigen Recherchen den Tempel freigelegt.

Beschreibung der Tempelanlage auf einer Infotafel
Hier seht ihr, wie der Tempel einst aussah

Die Tempelanlage heute

Heute kann man die Gegend wunderbar zu Fuß erkunden. Man kann stundenlang durch die Eifelwälder laufen, oder mit dem Auto bis zum Wanderparkplatz Thelenloch fahren und den Addig umrunden.

Offensichtlich besuchen auch noch andere Menschen das Heiligtum, denn wie erwähnt liegen viele Opfergaben auf den Weihesteinen. Äpfel und Nüsse, kleine persönliche Gaben wie bemalte Steine oder auch kleine Münzen. Vermutlich interessieren sich einige Menschen für die alten Religionen und besuchen den Addig noch heute, um die Götter anzurufen, Fürbitten zu stellen oder einfach nur um den Naturgeistern nahe zu sein.

 

Votivstein mit der Darstellung einer Triskele
Auf diesem Votivstein wurde eine keltische Triskele eingemeißelt.

Natürlich kommen auch Menschen her, um die großartige Natur zu genießen.

Nach eurem Ausflug könnt ihr euch im nahegelegenen Bistro Plan B in Nöthen einkehren und stärken.

 

Falls ihr den Tempel schon besucht habt, oder ihr solche Tempelanlage in eurer Gegend kennt, dann schreibt mir doch – ich freue mich auf eure Rückmeldungen. Schickt mir doch eine Email oder kommentiert auf einem meiner Social Media Kanälen.

Und bis dahin – macht euch raus aus dem Haus!

Informationen zum Wandergebiet

Hier könnt ihr meiner Wanderung um den Addig folgen

Kleine Wanderung rund um den Heidentempel

Eine weitere Wanderung und etwas längere von Komoot habe ich hier für euch herausgesucht.

Von der Villa Rustica zum Tempelbezirk in Pesch

Das Bistro Plan B in nahegelegenen Nöthen.
Hier geht es zum Bistro Plan B