Die Geschichte der Herberge Baraque Michel
In den Tiefen des Hohen Venns, wo der Nebel wie ein geisterhaftes Tuch über die Moore kriecht, steht ein Ort, der von Legenden und Geschichten durchdrungen ist – die Baraque Michel. Einst, in den frühen Tagen des Jahres 1811, als das Venn noch ein ungezähmtes und gefährliches Labyrinth war, wagte sich ein Mann namens Michel Henri Schmitz in seine feuchten Tiefen. Er war ein Steinmetz aus dem fernen Rheinland, dessen Herz von Abenteuerlust und dem Wunsch nach Freiheit erfüllt war.
Eines Tages, als der Nebel so dicht war, dass er die Hand vor Augen nicht sehen konnte, verlor Michel die Orientierung. Er irrte umher, seine Kräfte schwanden, und die eisige Kälte des Moores kroch in seine Knochen. Die Verzweiflung packte ihn, und er sank auf die Knie, bereit, sein Schicksal zu akzeptieren. Doch in diesem Moment der größten Not schwor er einen Eid: Wenn er gerettet würde, würde er einen Ort der Zuflucht für alle errichten, die sich in diesem unbarmherzigen Land verirrten.
Und wie durch ein Wunder lichtete sich der Nebel, und Michel fand seinen Weg zurück in die Zivilisation. Er vergaß seinen Schwur nicht. Mit seinen eigenen Händen baute er eine einfache Hütte, die er Baraque Michel nannte, mitten im Herzen des Venns. Diese Hütte wurde mehr als nur ein Gebäude; sie wurde zu einem Symbol der Hoffnung, einem Leuchtfeuer in der Dunkelheit des Moores.
Nach Michels Tod übernahmen seine Familie und andere, die die Wichtigkeit der Hütte verstanden hatten, die Obhut. Sie erweiterten die Hütte zu einer Herberge und stellten sicher, dass Wanderer ein sicheres Dach über dem Kopf hatten. Jeden Abend, wenn der Nebel sich verdichtete und die Dunkelheit hereinbrach, läuteten sie eine Glocke, deren Klang wie ein Lied der Rettung durch das Moor hallte.
Doch das Hohe Venn ist nicht nur ein Ort der Schönheit, sondern auch ein Ort voller Geheimnisse.
Es wird erzählt, dass die Baraque Michel von Geistern heimgesucht wird, von jenen, die im Moor ihr Leben ließen. Wanderer berichten von unerklärlichen Geräuschen, von flüsternden Stimmen im Nebel und von Schatten, die sich im Augenwinkel bewegen. Es wird auch überliefert, dass Michel Henri Schmitz selbst, dessen Geist untrennbar mit der Herberge verbunden ist, immer noch über die Wanderer wacht, die seinen Zufluchtsort betreten.
Eines Abends, als der Nebel besonders dicht war, erreichte ein junger Wanderer erschöpft die Herberge. Er erzählte von seiner Verirrung, von der Angst, die ihn ergriffen hatte, als er die Orientierung verlor. Die Familie Schmitz bot ihm ein warmes Mahl und ein Bett für die Nacht.
Am nächsten Morgen, als die Sonne das Moor in goldenes Licht tauchte, setzte der Wanderer seinen Weg fort. Er verließ die Baraque Michel mit einem Gefühl der Dankbarkeit, wissend, dass er ohne die Hilfe der Familie Schmitz verloren gewesen wäre.
Das Baltus Kreuz
Ein besonderer Ort der Erinnerung ist das Kreuz von Baltus, das nur einen kurzen Marsch von der Herberge steht. Es markiert die Stelle, wo ein Wanderer im Moor sein Leben verlor. Dieses Kreuz dient als ständige Erinnerung an die Gefahren des Venns und die Notwendigkeit, Respekt vor seiner ungezähmten Natur zu haben.
Die Herberge heute
Heute ist die Baraque Michel mehr als nur eine Herberge; sie ist ein Tor zu einer anderen Welt, einem Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint. Wanderer aus aller Welt kommen hierher, um die Schönheit des Hohen Venns zu erleben, seine Geheimnisse zu erforschen und die Geschichten zu hören, die in seinen Nebeln verborgen sind.
Die traditionelle Küche bietet hauptsächlich Wildspezialitäten und kalte Platten, sowie Kuchen und Waffeln an. So kann sich der Wanderer entweder auf seiner Tour stärken, oder nach der Wanderung dort einkehren. Zur Herberge gehört ein großer Parkplatz, so dass von hier auch die Wanderungen starten können.
Hier geht es zur Homepage der Herberge
Adresse: Baraque Michel 36, 4845 Jalhay, Belgien
GPS: 50.518969, 06.062758
Wenn du jemals die Baraque Michel besuchst, nimm dir einen Moment Zeit, um innezuhalten und die Stille zu genießen. Lass den Blick über die weite Moorlandschaft schweifen und spüre die Magie dieses Ortes. Vielleicht, nur vielleicht, wirst du die flüsternden Stimmen der Vergangenheit hören und die Anwesenheit derer spüren, die vor dir hier waren. Und wenn der Nebel hereinbricht, erinnere dich an den Eid des Steinmetzes und die Hüterin des Nebels, die über alle wachen, die sich in die Tiefen des Hohen Venns wagen.
Auch heute noch, lange nachdem die ursprüngliche Hütte abgerissen wurde, steht die Baraque Michel als Zeugnis einer vergangenen Zeit. Sie erinnert uns daran, dass selbst in den dunkelsten Stunden ein Licht der Hoffnung leuchten kann, ein Zeichen der Menschlichkeit, das uns den Weg weist.
In unmittelbarer Nähe befindet sich die 1831 errichtete Kapelle Fischbach. Sie wurde auf Initiative des Malmedyer Industriellen Henri-Toussaint Fischbach errichtet. Im Turm der Kapelle waren früher Leuchtfeuer, die Reisenden die Orientierung erleichtern sollte. Bis 1865 läuteten die Bewohner der Baraque Michel allabendlich die Glocke der Kapelle, um verirrten Menschen den Weg zu weisen. Dadurch konnten im 19. Jahrhundert rund 120 Personen gerettet werden. 1885 wurde die Kapelle erweitert.
Hier findet ihr eigne Vorschläge auf Komoot:
So, ich hoffe ich habe euch Lust auf einen Abstecher zu unseren Nachbarn gemacht und ich genießt ein paar herrliche Stunden im Hohen Venn.