Der Neandertaler
Homo neanderthalensis, der Neandertaler ist ein ausgestorbener Verwandter des modernen Menschen (Homo sapiens).
Er entwickelte sich in Europa, parallel zum Homo sapiens in Afrika, aus einem gemeinsamen afrikanischen Vorfahren der Gattung Homo – dem Homo erectus – und besiedelte zeitweise große Teile Süd-, Mittel- und Osteuropas.
Im Verlaufe der letzten Eiszeit haben die Neandertaler ihr ursprüngliches Siedlungsgebiet in Europa bis Westasien (Türkei, Levante, Nordirak), in Teile Zentralasiens (Usbekistan, Tadschikistan) und sogar bis in das Altai-Gebiet hinein erweitert.
Die Neandertaler stellten Werkzeuge aus Stein und Holz her und ernährten sich – je nach klimatischen Gegebenheiten – teils von Jagdbeute, teils von Pflanzen. Sie beherrschten das Feuer, konnten sich sprachlich verständigen.
Das Neandertal
Die Bezeichnung „Neandertaler“ geht auf das Neandertal zurück, einen zwischen den Städten Erkrath und Mettmann gelegenen Talabschnitt der Düssel.
Dort wurde 1856 das Teilskelett eines Neandertalers gefunden, später Neandertal 1 benannt.
Die wissenschaftliche Bezeichnung Homo neanderthalensis ist abgeleitet von lateinisch hŏmō [ˈhɔmoː] „Mensch“, das Epitheton neanderthalensis verweist – wie die volkstümlichere Bezeichnung Neandertaler – auf den Fundort. Homo neanderthalensis bedeutet somit „Mensch aus dem Neandertal“. Indirekt geht die Bezeichnung somit auf Joachim Neander zurück, nach dem das „Neandertal“ benannt wurde.
Warum heißt das Neandertal, Neandertal?
Joachim Neander (* 1650 in Bremen; † 31. Mai 1680 ebenda) war ein deutscher reformierter Geistlicher, Kirchenliederdichter und Komponist. Zu seinen bekanntesten Werken gehört der Choral Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren. Er vertonte auch Texte anderer Dichter. Manche der Melodien wurden nach seinem Tod bei Liedern nachgeborener Autoren verwendet, z. B. in Gerhard Tersteegens Lied Gott ist gegenwärtig. Neben Ernstem verfasste er Humorvolles für bestimmte Gelegenheiten.
In die Düsseldorfer Zeit fallen auch Neanders häufige Besuche und gottesdienstliche Versammlungen in dem später nach ihm benannten Tal. Ursprünglich wurde die teils klammartige Schlucht das Gesteins genannt. Diesen Namen verwendete Neander auch in der „Gebrauchsanweisung“ für eines seiner Naturlieder. Dort heißt es unter anderem: „Ist auch ein Reiselied im Sommer oder Herbst den nach Frankfurt am Main den Rheinstrom Auf- und Abfahrenden, wo selbst zwischen Cöln und Mainz Berg, Klippen Bäche und Felsen mit sonderbarer Verwunderung zu sehen, auch im bergischen Land in dem Gesteins nahe bei Düsseldorf.“
Kalkstein- und Marmorabbau im 19. und im 20. Jahrhundert führten dazu, dass das Erscheinungsbild der ursprünglich wildromantischen Schlucht erheblich verändert wurde. Damals säumten steile bis zu 35 Meter hohe Felswände die Ufer des Baches Düssel, der bei Düsseldorf in den Rhein mündet.
Besondere Felsformationen und Höhlen lockten Wanderer und Künstler an. Als Attraktion des Gesteins galt auch ein spezielles Echo, das die konkave Felswand an der Höhle Feldhofskirche zur Felsspitze Neandersstuhl reflektierte, das nach Auffassung Ackermanns und anderer Biographen Joachim Neander dazu veranlasste, das sogenannte „Echo-Lied“ zu verfassen.
Die Frage, wann genau das Düssel-Tal nach Neander benannt worden ist, lässt sich zeitlich nur ungefähr eingrenzen. Klar ist, dass es bereits vor der Umbenennung des Gesteins zwei Orte innerhalb des Tales gab, die den Namen Neanders trugen: Neanders Höhle und Neanders Stuhl.
Mit dem Begriff „Stuhl“ war keine Sitzgelegenheit gemeint, sondern eine zum Sitzen geeignete Aussichtskanzel.
Eine weiter östlich gelegene Felsformation oberhalb des Rabensteins wurde vor allem in reformierten Kreisen häufig als Predigtstuhl bezeichnet und ein weiterer Aussichtsfelsen am westlichen Ende als die Kanzel. Der gebogene Gang, der Neanders Höhle hieß, ursprünglich Leuchtenburg, war mit 25 bis 30 Metern Länge, 8 Metern Breite sowie 5 Metern Höhe die größte Höhle des Gesteins.
Beschrieben wurden ihre durch die beiden Portale bewirkten Lichteffekte sowie auch die beeindruckende Akustik bei Gewittern.
Woher kamen die Neandertaler?
In der aktuellen Fachliteratur wird überwiegend angenommen, dass Europa – lange vor der Einwanderung des Homo sapiens – von Abkömmlingen des afrikanischen Homo erectus besiedelt wurde: „Aus der europäischen Variante der Frühmenschen Homo erectus – Homo heidelbergensis genannt – gingen die Neandertaler hervor.“
Die ältesten Belege für die Anwesenheit des Homo erectus außerhalb von Afrika sind Fossilienfunde aus Dmanissi in Georgien, die annähernd 1,85 Millionen Jahre alt sind. Die bislang ältesten Belege des Homo erectus in Europa stammen aus der Fundstätte Korolevo in der Ukraine; sie sind 1,42 Millionen Jahre alt. Rund 1,2 Millionen Jahre alt sind Fossilien aus der Höhle Sima del Elefante in Spanien.
Aus der benachbarten Fundstätte Gran Dolina wurden zahlreiche rund 900.000 Jahre alte Knochen geborgen, die von ihren spanischen Entdeckern als Homo antecessor und als die vermutlich direkten Vorfahren der Neandertaler bezeichnet wurden. Andere Forscher interpretieren diese Fossilien jedoch als Beleg für eine frühe Besiedelung Spaniens durch eine Population von Homo erectus, die später dort ausgestorben ist.
Die ersten belegten Funde im Neandertal
Mitte August 1856 entdeckten italienische Steinbrucharbeiter in einem kurz darauf dem Kalksteinabbau zum Opfer gefallenen Abschnitt des Neandertals einige Knochenfragmente. Sie wurden zunächst achtlos zum Abraum geworfen, fielen jedoch den Steinbruchbesitzern Wilhelm Beckershoff und Friedrich Wilhelm Pieper auf, die 16 größere Knochenteile bergen ließen und an Johann Carl Fuhlrott zur Untersuchung übergaben.
Durch Presseberichte aufmerksam geworden, begutachtete auch der Bonner Anatom Hermann Schaaffhausen die Knochen und kam zu demselben Ergebnis wie zuvor bereits Fuhlrott: Es handele sich um eine vorzeitliche Form des modernen Menschen. Fuhlrott und Schaaffhausen präsentierten den Fund im Juni 1857 auf der Generalversammlung des Naturhistorischen Vereins der preußischen Rheinlande. Ihre Interpretation wurde jedoch vom Fachpublikum nicht geteilt. Dieser Fund, benannt Neandertal 1, ist das Typusexemplar der Art Homo neanderthalensis.
Bei Nachgrabungen an der ursprünglichen Fundstelle in den Jahren 1997 und 2000 wurden weitere 60 Knochenfragmente und Zähne entdeckt, die dem Fossil Neandertal 1 und zwei weiteren Neandertalern zugeschrieben werden konnten.
Die ältesten Funde im Fossilbericht, die aufgrund hinreichend vieler anatomischer Besonderheiten von der Mehrzahl der Forscher sicher als Neandertaler eingeordnet und meist als „klassische“ Neandertaler bezeichnet werden, stammen aus Grabungsschichten der Sauerstoff-Isotopenstufe MIS 5.[3] Sie stammen aus Kroatien (Krapina) und Italien und sind etwa 130.000 bzw. 120.000 Jahre alt. Der namensgebende Fund aus dem Neandertal wurde auf ein Alter von 42.000 Jahren datiert.
Wann starben die Neandertaler aus?
Nicht sicher datierbar ist bisher auch der Zeitpunkt, an dem die Neandertaler ausstarben.
Thomas Higham, ein britischer Experte für Radiokarbon-Datierungen, geht aufgrund diverser von ihm vorgenommener Altersbestimmungen davon aus, dass die Neandertaler spätestens vor 39.000 Jahren in Europa ausgestorben waren.
Oder gibt es doch noch Neandertaler?
Neuere wissenschaftliche Untersuchungen unserer DNA zeigen immer noch Spuren des Neandertalers in uns, somit geht die Wissenschaft eher von einer Vermischung zwischen Homo sapiens und Homo neanderthalensis aus.
Wenn euch also demnächst Jemand einen „Neandertaler“ nenne sollte, hat er in einer gewissen Weise gar nicht so unrecht 🙂
Und nun, macht euch #rausausdemhaus und entdeckt die Welt, die euch die Neandertaler hinterlassen haben…
(Quelle: Wikipedia)